Grundsituation
Startformationen |
Indem die Rheinländer ihr Pressing recht tief anlegten und beispielsweise nach Ballverlusten auf Gegenpressingbewegungen verzichteten, überließen sie den Stuttgartern bewusst die Feldhoheit und verlagerten sich hauptsächlich auf das Setzen von Kontern. In ihren wenigen Ballbesitzangriffen zeigten sie sich jedoch durchaus konstruktiv und mit ordentlichen Ansätzen. Die Flügelspieler rückten ein und besetzten die Halbräume, während die Außenverteidiger weit nach vorne schoben. Einige Male konnten sie mit dieser guten Präsenz nach vorne kommen, brachten ihre Angriffe aber zunächst nur über die Seiten durch. Aus solch einem Angriff gegen die etwas unklare Flügelverteidigung der Gastgeber gelang ihnen mit einer guten Portion Glück das Führungstor.
Stuttgarts Struktur- und Dynamikprobleme
Der VfB wiederum versäumte es erneut, seinen neuen Kombinationsfokus in Effektives umzusetzen. Nach dem Spiel meinte Veh bei Sky:
"Unser Spielaufbau ist in Ordnung, doch im letzten Drittel müssen wir besser werden.“
- Armin Veh
Wie schon in den bisherigen Spielen zu sehen war, sind die Roten heuer dank ihrer spielstarken und klugen Aufbaureihe sehr variabel und gleichzeitig zuverlässig in der Wahl ihrer Aufbaurouten, wodurch sie immer wieder in offene Bereiche hineinfinden. Bislang ist es vor allem die Fortsetzung der Angriffsbemühungen nach dem initiierenden Pass, die für Probleme sorgt. Konkret liegen die Probleme vor allem in der unkonstanten und zu undynamischen Besetzung der stragegisch wichtigen Halbzonen (besonders rechts, also die wegen der Linkslastigkeit überwiegend ballferne Seite), dem generell zu trägen Bespielen von Freiräumen und ein paar Unstimmigkeiten in den Kombinationen selbst, wenn sie dann mal zustande kommen.
Ein paar Szenen zur Verbildlichung:
38. Minute: Konstellation 10 Sekunden nach einem am eigenen Strafraum abgefangenen Konter. Stuttgarts Umschaltbewegung ist träge und in die Breite gerichtet. Der FC kann sich in Ruhe formieren. |
Ungefähr ab der 30. Minute verbesserte sich zudem die Defensivarbeit der Kölner Mannschaft. Zwar behielten sie die Mannorientierungen und auch das Herausrücken der Sechser weitgehend bei, zogen die erste Pressinglinie aber noch einmal weiter zurück, was das Schließen der Löcher vereinfachte. Diese neue Kompaktheit sorgte bis zur Pause dafür, dass die Gastgeber nicht mehr richtig in die Kombinationsansätze hineinkamen, wenngleich sie nach wie vor aufrücken konnten.
Nach der Pause änderte sich an der Gemengelage nicht mehr allzu viel. Zunächst kam Werner für Harnik, der eine unglückliche Halbzeit gespielt hatte und auch mit seinen Läufen weniger überzeugen konnte als gewohnt. Der 18-Jährige spielte auf der linken Seite und rückte leicht ein, während Maxim auf rechts wechselte und von dort aus weiter in die Mitte ging als zuvor. Strukturell gab es dadurch eine leichte Verbesserung, da Maxim etwas entlastet wurde, aber die grundsätzlichen Probleme begleiteten den VfB auch nach der Pause. Später wurde dann noch Kostic eingewechselt, der zusammen mit dem inzwischen weit nach vorn stoßenden Gentner die Offensivpräsenz erhöhte. Das sorgte dafür, dass die Gastgeber noch ein paar Szenen hatten, kam aber andererseits auch dem Kölner Angriffsspiel zugute, da sie nun zu einigen gefährlichen Kontern gegen das Stuttgarter Aufrücken kamen und vereinzelt auch in zentrale Kombinationen zusammenfanden. Trotz der einen oder anderen Chance auf beiden Seiten fiel kein weiterer Treffer mehr.
Zusammenfassung
Mit ihrer behäbigen und unbewussten Offensivstruktur macht sich der VfB das Leben aktuell selbst schwer. Immer wieder verfangen sie sich durch ihre Staffelungs- und Dynamikprobleme in unnötig komplizierten, schlecht verbundenen Situationen, die in der Regel mit einer uninspirierten Flanke oder einem Ballverlust enden. Das große Potential, das der Kader bietet und im Spielaufbau schon deutlich sichtbar ist, kann sich damit im Angriffsspiel noch überhaupt nicht effektiv entfalten. Das macht den VfB aktuell zu einer Mannschaft, die auch gegen schwächelnde Defensiven nicht in der Lage ist, wirkliche Durchschlagskraft zu erzeugen. Es bleibt zu hoffen, dass Armin Veh schnell die richtigen Ideen findet, um seine Mannschaft in die richtige Bahn zu lenken, ansonsten könnten die Schwaben sich nach den schwierigen nächsten Spielen doch wieder am ungeliebten Tabellenende wiederfinden.
Das Lob in den Nachberichten für die Defensivleistung des FC halte ich vor diesem Hintergrund für ein wenig übertrieben, da einige Unkompaktheiten durch die Schwäche des Gegners kaschiert wurden. Wenn sie allerdings ihre starke Phasen konstanter umsetzen können, werden sie auch für andere Gegner schwer zu knacken sein.
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