Der Kusk-Ersatz
Da der finanzielle Spielraum für größere Investitionen fehlt, waren teure Neuzugänge beim Meister bislang nicht möglich. Dennoch konnte man einige namhafte Spieler präsentieren: Für den Sturm wurde mit Nicklas Helenius ein alter Bekannter leihweise zurückgeholt, sowie Rasums Jönsson nach seiner Ausleihe in der vergangenen Saison fest verpflichtet. Als Ersatz für den abgewanderten Kusk entschied man sich ebenfalls für eine Leihe, Thomas Enevoldsen kam vom belgischen Verein KV Mechelen und sollte die anspruchsvolle wie entscheidende Rolle als einer von zwei dynamisch in die Halbräume einrückenden Flügelspielern übernehmen.
Naturgemäß hatte der 26-Jährige zunächst einige Anpassungsprobleme. Grundsätzlich macht er schon vieles richtig, zeigt teilweise gute Bewegungen und Aktionen und hat die technischen Fähigkeiten, um anspruchsvolle Situationen im Angriff und Spielaufbau zu lösen. Sein größtes Problem, das vor allem im ersten Saisonspiel gegen SønderjyskE zum Vorschein trat, ist bisher sein schwaches Timing im Einrücken und seine Entscheidungen im Passspiel. Besonders bei Kontern sorgte das für Schwierigkeiten und raubte seinem Team einiges an Gefährlichkeit. Zum Saisonstart, als auch noch die sehr wichtigen Rasmus Würtz und Nicolaj Thomsen ausfielen, ergab sich daraus ein zahnloser Auftritt, an dessen Ende ein 0:0 gegen den letztjährigen Abstiegskandidaten aus Haderslev stand - bei einigermaßen lausigen 4 Abschlüssen, von denen nicht ein einziger auf's Tor kam.
Odense kontrolliert das Zentrum und kontert einfache Flügelbesetzung mit einfacher Flügelbesetzung |
Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 5 Spieler auf dem vakanten Flügel ausprobiert worden, davon viele Nachwuchsspieler. Vollends überzeugen konnte allerdings keiner davon.
Offensive Stabilität, Defensive Stabilität
Derweil erwartete die Dänen in der Champions-League-Quali mit Dinamo Zagreb ein komplizierter Gegner, der einen sehr intensiven, kraftvollen, flügellastigen und offensivpräsenten Stil pflegt. Gegen solche Gegner neigte Aalborg bereits letzte Saison (z.B. gegen Odense und Brøndby) dazu, sehr offene Spiele zu erzeugen, weil sie gerade gegen unkompakte Gegner immer sehr viel Dynamik mit Kontern und Schnellangriffen schaffen, aber auch selbst konteranfällig werden, wenn sie ihre Angriffe nicht sauber zu Ende spielen können und generell mit ihrer passiven, auf Kompaktheit fokussierten Ausrichtung sehr dynamischen Mannschaften über die Flügel und zwischen den Linien nicht immer standhalten können.
Im Hinspiel bleib die erwartete Hektik jedoch größtenteils aus. Eine Phase nach der Halbzeit, in der die obigen Probleme in der Absicherung zutage traten, kostete Aalborg jedoch das Spiel - 0:1. Das Rückspiel, in dem Thomsen wieder seine gewohnte Rolle spielen konnte und das Spiel auch merklich belebte, war von deutlich mehr Geschwindigkeit und Dynamik geprägt. Zunächst schien es, als ob das Spiel eine sichere Angelegenheit für Dinamo werden sollte, die mit ihrem Pressing aus einem 4-3-3 heraus und aggressiven Flügelspiel die Schwachpunkte der Rot-Weißen Defensive gut attackierten. Dennoch blieben diese immer latent gefährlich und konnten bei beiden Toren zum 2:0-Sieg die Unkompaktheit des Gegners elegant und gezielt auseinandernehmen. Dennoch brauchte es etwas Glück und massig starke Paraden von Keeper Larsen, um die Null zu halten und den Einzug in die letzte Qualifikationsrunde zu ermöglichen.
Ausblick
Trotz der aktuellen Probleme scheint Aalborg auf einem guten Weg zu alter Stärke zu sein; mit der Dreierkette im Spielaufbau, den etwas mehr mit Ablagen eingebundene Stürmern und dem damit leicht kombinativeren Fokus gibt es zur neuen Saison einige kleine Änderungen im System, die bereits gut greifen. Sowohl in der Liga, als auch gegen Zagreb zeigten sie viele gute Offensivszenen und erzielten dadurch auch Tore. Die größten Herausforderungen für Kent Nielsens Team dürften nach wie vor die richtige Balance zwischen Durchschlagskraft und Absicherung im Aufrücken, sowie die Weiterentwicklung des zuletzt anfälligen Defensivsystems sein.
Betrachtet man die möglichen Gegner für die nun anstehenden Champions-League-Play-Offs, so kann man sich dennoch berechtigte Hoffnungen machen, sich bald auch auf ganz großer Bühne präsentierten zu dürfen. Und überhaupt gibt es wohl kaum eine Fußballmannschaft in der Qualirunde, der die folgenden Einnahmen mehr zu gönnen wären.
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