Vehs Plan und warum er nicht aufging
In der Spielweise von Eintracht Frankfurt fanden sich viele Eigenheiten wieder, die man als VfB-Fan schon von Armin Vehs Amtszeit vor etwas mehr als einem Jahr kennt: Spielstarke Mannschaft, grundsätzlich positive Spielidee, aber auch sehr instabil und chaotisch organisiert.
Um gegen den wiedererstarkten VfB zu bestehen, setzte er auf ein relativ hohes 4-4-2-Pressing mit Mannorientierungen. Dabei rückte Huszti von links ein, um im Zentrum gegen Rupp zu helfen, während Aigner manchmal in die erste Linie mit aufrückte und die Formation Richtung 4-3-3 umformte. Außerdem ließ Veh Schwaab von Alex Meier manndecken (eine Maßnahme, mit der er zu VfB-Zeiten übrigens selbst schon mal relativ übel ausgecoacht wurde), wohingegen Fabian sich flexibler zeigte und aus einer etwas tieferen Position heraus verteidigte. Damit wurde das Aufbauspiel des VfB auf die üblicherweise simpler aufgestellte linke Seite gedrängt.
So gesehen eigentlich eine sinnvoll gewählte Asymmetrie, zumal Schwaabs Aufbaustärke komplett aus dem Spiel genommen werden konnte. Das Problem war nur, dass Kramny seinerseits ein paar Neuerungen einführte und dabei insbesondere die linke Seite mit mehr Leben füllte. So rückte Kostic mehr ein als sonst und überließ den Flügel häufig Insua. Gentner und Didavi reagierten darauf mit harmonischen Rochaden auf die Seite, die für ein paar hübsche Kombinationen aufgenommen werden konnten. Darüber hinaus waren die Aufbaustaffelungen verbessert: Niedermeier stand etwas breiter, Gentner spielte tiefer und fand ein paar gute Positionierungen im Sechserraum, Didavi fiel balancierter zurück und Rupp füllte das Zentrum konsequent und strukturbewusst.
So ging Vehs Maßnahme trotz guter Grundidee ein bisschen nach hinten los. Links spulte der VfB sehr gute Mechanismen ab, während Huszti sich von Rupp zu weit ins Zentrum ziehen ließ und zusätzlich noch Verlagerungen auf Großkreutz möglich machte. Die improvisiert wirkenden Mannorientierungen waren zudem ein eher negativer Faktor und sorgten unter anderem dafür, dass Didavi vor dem 0:1 entscheidend das Zentrum für Rupp und Gentner öffnen konnte.
Licht und Schatten im Mittelfeld
Offensiv besaß die Eintracht von den bisherigen Gegnern der Rückrunde wohl das größte Potential gegen den aktuellen VfB. Mit Huszti, Fabian und dem in der ersten Hälfte sensationell aufspielenden Stendera hatten sie eine sehr bewegliche und spielstarke Besetzung im Mittelfeldzentrum. Diese nutzten sie auch geduldig und ließen sich bei der Ballzirkulation im Gegensatz zu anderen Mannschaften vom oft nur angedeuteten Stuttgarter Pressingdruck nicht in Hektik versetzen. Allerdings konnten sie diese Stärken nicht wirklich bis ins letzte Drittel tragen. Dort fanden sie kaum einmal zu ausgewogenen Konstellationen zueinander und wurden unruhig, was sich auch in verschlechterten Offensivstaffelungen und Konterräumen für den Gegner niederschlug.
Beim VfB war jedoch auch längst nicht alles Gold, denn Kramnys Anpassungen hatten auch ihre Schattenseiten: Neben einem teilweise zu hohen Insua, wenn dessen Grundposition im Spielaufbau nicht rechtzeitig aufgefüllt wurde, war die neue Rolle von Gentner problematisch. Es entstand eine gewisse Zweiteilung zwischen den Angreifern und den beiden sehr tief bleibenden Sechsern, sodass die Eintracht dazwischen viele Bälle unbedrängt aufsammeln konnte. Glücklicherweise spielten sie ihre Konter lange nicht mit der selben Dynamik und Qualität aus wie der VfB, sodass sie vom zurückeilenden Block meist noch aufgefangen werden konnten.
Eine Verrückte Umstellung
Zur zweiten Halbzeit wechselte Veh sehr offensiv, indem er Ben-Hatira für den linken Flügel brachte, Huszti neben Stendera auf die Doppelsechs stellte und Russ in die Innenverteidigung zurückzog. Mit dieser Umstellung schien Frankfurt zunächst besser ins Spiel zu kommen: Huszti und Stendera verschoben beide weit auf die linke Seite und hielten dort gemeinsam mit Oczipka und Ben-Hatira den Ball mühelos im zweiten Drittel. Die Flügelspieler des VfB mussten darauf mit einer engeren Grundposition reagieren und gaben den Flügel gezwungenermaßen frei. Besonders der spielstarke Oczipka fand nun Raum, den er konstruktiv nutzen konnte. In dieser Phase fiel auch das Anschlusstor nach einer Halbfeldflanke von Regäsel.
Diese neue Frankfurter (Schein-)Kontrolle war jedoch auf Sand gebaut: Huszti fühlte sich nicht wirklich als Sechser und übernahm kaum Verantwortung für das Schließen des Mittelfeldzentrums, sodass hier viel am eigentlich ja auch eher offensiven Stendera hängen blieb. Zudem war das Pressing noch ungeordneter als vorher und spätestens, wenn Frankfurt sich von der guten linken Seite lösen musste fiel ihnen die extrem offensive und weit verschobene Doppelsechs auf die Füße. Selbst mit einem Mann mehr blieben sie unheimlich konteranfällig.
Und doch wäre Frankfurt in der Dominanzphase direkt nach der Pause und später in Überzahl gegen das extrem defensive breite 4-3-2 des VfB fast noch herangekommen, kassierte stattdessen jedoch einen Elfmeter mitsamt Platzverweis, womit das Spiel natürlich gelaufen war.
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