Montag, 24. November 2014

12. Spieltag: VfB Stuttgart - FC Augsburg 0:1

In einer eher mittelmäßigen Bundesligapartie, die von einem frühen Platzverweis gegen Daniel Schwaab noch einmal langweiliger gemacht wurde, verliert der VfB gegen den FC Augsburg. Der Stuttgarter Fokus auf Konter und Offensivpräsenz funktioniert dabei weder zu elft noch zu zehnt.

Grundsituation


Ganz schön viele ungewohnte Namen
Armin Veh würfelte sein Team nach der Länderspielpause einmal ordentlich durcheinander. Sararer musste für Ginczek auf die Bank, sodass Harnik von der Neun wieder auf den rechten Flügel wechselte. Leitner spielte für Gentner auf der Doppelsechs, wofür der Kapitän auf die Zehn rückte und Maxim verdrängte. In der Abwehr wurden Sakai und Klein für Baumgartl und Hlousek ausgetauscht, während zu guter Letzt Ulreich den angeschlagenen Kirschbaum vertrat. Damit blieben insgesamt nur drei Positionen gleich besetzt, wie noch vor zwei Wochen in Bremen.

Dieses Lineup versprach schon vor dem Spiel, dass der VfB viel auf Offensivpräsenz setzen würde und auf sein immer wieder in Ansätzen sichtbares, aber bislang völlig ineffektives Kombinationsspiel verzichten würde. Zusätzlich wählte man gegen die ruhig aufbauenden Schwaben aus Augsburg ein tiefes bis mittelhohes Mittelfeldpressing und verlegte sich damit eher auf Konter.

Die Gäste blieben sich hingegen aufstellungstechnisch treu, lediglich Tim Matavz musste wegen einer Grippe passen und wurde von Sascha Mölders ersetzt. Im Aufbauspiel kippten die beiden Sechser oft und weit ab, besonders Baier fiel häufig links neben Klavan zurück und war dabei recht dominant. Aus dieser Grundsituation heraus stellten die Augsburger sehr breite Dreierketten im Aufbau her, die ihnen halfen, Stuttgarts Pressingspitzen auszumanövrieren. Durch die tiefen Sechser und den linksseitigen Altintop fehlte ihnen jedoch etwas die Präsenz im offensiven Mittelfeld, was ihnen ihre Kombinationen schwer machte. Darüber hinaus ging der VfB in den richtigen Momenten geschickt ins Pressing über, was den FCA manchmal ein bisschen überrumpelte. Daher konnten sie aus ihrem Ballbesitz zunächst nur zarte Ansätze entwickeln. Am häufigsten gab es diese über die linke Seite mit Altintop, Baba und Werner, diese mussten allerdings aus einer sehr breiten Position entwickelt werden und waren daher eher ineffektiv.

Die unkämpfte Schwaab-Seite


Das Resultat war, dass es zwar lange, tiefe Ballbesitzphasen auf Seiten der Augsburger gab, aber die wirklich gefährlichen Szenen vor allem aus Umschaltsituationen entstanden. Besonders der VfB bekam durch das Loch in Augsburgs offensivem Mittelfeld immer mal wieder die Chance zum schnellen Umschalten. Wäre der VfB nicht so eine fürchterlich schwache Kontermannschaft, dann hätten daraus sogar Torchancen entstehen können. Dieses Mal kam zu den schwachen Läufen und Pässen noch dazu, dass Gentner als "Umschaltzehner" einer Rolle gerecht werden musste, die ihm überhaupt nicht liegt.

Ein spannendes Detail war, dass auf dem aus VfB-Sicht rechte Flügel besonders viel Dynamik herrschte. Mit Werner auf Augsburger und Harnik auf Stuttgarter Seite standen hier jeweils die höheren und aggressiveren Flügelspieler der beiden Teams. Weil der FCA ohnehin die linke Seite bevorzugte, entstand hier nach Ballverlusten, egal von welchem Team besonders viel Unordnung. Für den VfB bedeutete das, dass Schwaab einige Freiheiten im Spiel nach vorne bekam. Diese nutzte er für geschickte frühe Hereingaben, die in der ersten halben Stunde wohl das gefährlichste Stuttgarter Offensivmittel aus dem Spiel heraus waren. Auf der anderen Seite war er aber auch in der Defensive gefordert. Schwaab löste viele Situationen, indem er riskant auf Baba oder Altintop herausrückte.

Das Ergebnis ist bekannt. Einmal machte er es sehr gut und schuf damit eine gefährliche Kontermöglichkeit für den VfB (allerdings... siehe oben). Zweimal ging es schief und es kam zum frühen Platzverweis. Das soll nicht heißen, dass die Gelb-Rote Karte taktisch bedingt war, aber taktisch begünstigt wurde sie auf jeden Fall.

Unspektakuläres 10 gegen 11


Der Ausfall des Rechtsverteidigers wurde zunächst seltsam im­pro­vi­sa­to­risch geflickt, indem Harnik und Romeu ein wenig tiefer spielten. Diese kurze Phase der Unordnung führte zur besten Chance der ersten Halbzeit durch Bobadilla, als der VfB ohne Romeu im Mittelfeld keinen Zugriff bekam und dann über die eigene rechte Seite überlaufen wurde.

Nach dem anschließenden Wechsel ein paar Minuten später (Klein für Ginczek, Leitner dann Rechtsaußen, Gentner Sechser und Harnik Mittelstürmer) spielte der VfB erwartungsgemäß 4-4-1 und musste sich ein gutes Stück weiter zurückziehen. Kostic und Leitner spielten nun beide stark mannorientiert gegen Augsburgs Außenverteidiger (vorher spielte nur Kostic so) und wurden dementsprechend zurückgedrängt. Dadurch bekam Augsburg große Freiheiten im Mittelfeld. Zwar konnte Harnik vereinzelt auf Baier rückwärtspressen, aber es fehlte ihm an Unterstützung, um den FCA dort konstant unter Druck zu setzen. Diese wiederum nutzten ihre neuen Freiheiten zunächst nicht gut und ließen sich zu leichten Fehlern und frühen Flanken hinreißen, anstatt gezielt die offenen Halbräume zu nutzen.

Im bis dato ohnehin harmlosen Offensivspiel mussten die Hausherren weitere Abstriche hinnehmen. Oft gesellten sich Leitner und Kostic auf den selben Flügel und stellten dort (schlecht angebundene) Dreiergruppen her, mit denen sich der VfB in den Strafraum kombinieren wollte. Ein schwieriges Unterfangen. Die andere Gefahrenquelle für Stuttgart waren vereinzelte Konter nach langen Bällen des FCA. Dabei nutzten sie den interessanten Aspekt aus, dass die Gäste zwar grundsätzlich kompakt im Nachsetzen waren, aber in zweiter Instanz, nachdem sie den Ball unter Kontrolle hatten, Lücken hinter dem Ball ließen, die der VfB manchmal ausnutzten konnte. Mit der verringerten Offensivpräsenz war der eben darauf ausgerichtete Angriffsplan jedoch insgesamt schwierig umzusetzen, aber da durch das weite Einrücken von Leitner eine ähnliche Kompaktheit im Angriff erreicht wurde wie zuvor (z.B. auch bei langen Bällen) kam man zumindest noch nach vorne und wurde nicht völlig dominiert. In dieser Hinsicht reagierte der VfB ungewohnt gut auf den Spielverlauf.

Unterdessen erarbeitete sich Augsburg gegen den immer noch vorhandenen 4-4-Block der Gastgeber vor allem Halbchancen nach Fernschüssen oder Flanken. Erst nach der Halbzeit wurden sie besser und streuten immer mal wieder starke Halbraumkombinationen ein. Insgesamt war das Überzahlspiel der Augsburger aber alles andere als optimal. Da Altintop nach links tendierte, fehlten ihnen ein bisschen die Optionen im rechten Halbraum, wo der VfB wegen Kostics starker Mannorientierung auf Verhaegh besonders unkompakt war. Die Stuttgarter fokussierten sich dazu passend auf die eigene rechte Seite und konnten die Augsburger manchmal auf den Flügel abdrängen und zu überhasteten Flanken verleiten. Außerdem ließen die Gäste durch ihre Ungeduld und weiterhin nur mäßige Präsenz im Mittelfeld viele Unterzahlkonter zu und stoppten viele davon auch noch unnnötig mit Fouls. Besonders Kostic (nach der Kritik der letzten Wochen gibt's dieses Mal ein vorsichtiges Teillob für sein etwas verbessertes Bewegungsspiel) holte zahlreiche Freistöße an der Mittellinie heraus, die den VfB im Spiel hielten.

Kurzum: Augsburg ließ mehr zu als nötig und war harmloser als möglich. Trotzdem konnte der VfB mit seinem passiven 4-4-1 mit den tiefen Flügeln nicht verhindern, dass die Gäste immer wieder die Stuttgarter Hälfte erobern und die Führung erzielen konnten. Aufgrund der starken Phasen, in denen sie mehr über rechts kamen (einmal direkt nach der Pause, einmal um die 65. Minute herum) war das 1:0 durch den Elfmeter auch nicht ganz unverdient.

Schlussoffensive im 3-4-2


Formationen ab Minute 75.
Bei Augsburg gab es den ersten Wechsel in der 60. Minute. Weinzierl brachte Djurdjic für Mölders, was sich leicht positiv auswirkte, da der Serbe etwas präsenter spielte. Beim VfB kamen dann in der 75. Minute Sararer und Werner für Leitner und Harnik. In der Folge gab es ein 3-4-2 zu sehen mit den beiden Neuen als ausweichendem Sturmduo und offensiven Flügeln, die nicht an die hintere Dreierkette gebunden waren. Mit dieser Ausrichtung fuhren die Schwaben noch einmal einen aggressiven Flügelfokus mit vielen Flanken.

Dafür bildeten sie mit dem aufrückenden Gentner hohe und flache Angriffsstaffelungen an Augsburgs Abwehrkette und versuchten über simples Flügelspiel mit Überladungen rechts und individuellen Aktionen von Kostic links durchzubrechen und Flanken zu schlagen. Zwar gab es durch diese unheimlich riskante Ausrichtung noch die eine oder andere Halbchance, aber letztlich war sie doch zu simpel und unkompakt. Eher noch hätte der FCA die großen Lücken in der Stuttgarter Dreierkette ausnutzen können. Sie stellten sich dabei aber (passend zu ihrer insgesamt eher mittelmäßigen Offensivleistung) zu ungeschickt an und mussten daher nochmal zittern.

Fazit


Viel gibt es zu diesem Spiel eigentlich nicht mehr zu sagen. In der aktuellen Verfassung ist der VfB offensiv einfach nicht in der Lage, in Unterzahl richtig gefährlich zu werden. Defensiv machte vor allem die Passivität und die generelle Unkompaktheit Probleme, die nicht nur mit nachlassenden Kräften erklärt werden kann. Die Augsburger zeigten sich allerdings verschwenderisch im Ausnutzen dieser Schwächen und hätten das Spiel deutlicher gestalten können.

Eine positive Erscheinung gibt es trotzdem aus Stuttgarter Sicht: Timo Baumgartl machte ein bemerkenswertes Startelf-Debut und überzeugte das gesamte Spiel über mit Cleverness und Aufmerksamkeit. Selbst in der hektischen Schlussphase behielt der 18-Jährige die Ruhe und leitete mit seiner klugen Spieleröffnung noch den einen oder anderen Angriff konstruktiv ein, anstatt blind in die unkompakte Angriffsreihe zu bolzen.

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