Das neue 4-4-2
Durchaus überraschend rückte Stevens vom gewohnten 4-1-4-1/4-2-3-1 der letzten Wochen ab und installierte ein recht klares 4-4-2. Damit einher ging, dass die Mannorientierungen im Zentrum deutlich zurückgefahren wurden und nur noch sehr situativ gespielt wurden. Davor positionierten sich die beiden Stürmer ungefähr auf Höhe von Dortmunds Sechsern und versuchten die Wege in die Mitte zu versperren. Die Außenspieler agierten recht positionstreu und gingen nur gelegentlich in Mannorientierungen auf die gegnerischen Außenverteidiger über.
Diese Formation war zwar oft recht kompakt und konnte Dortmund über einige Phasen des Spiels ganz gut aus dem Zentrum heraushalten; sie hatte allerdings auch Schwachpunkte: Beim Verschieben auf den Flügel agierte der VfB häufig unsauber und inkonsequent. Dortmund kam deswegen links über Schmelzer oder die abwechselnd herauskippenden Sechser zu viel ungestörter Präsenz neben den Pressingspitzen. Auch wenn der VfB in diesen Situationen nicht wirklich unkompakt war, bekam er doch keinen richtigen Zugriff und öffnete kleinere Halbraumlücken. In der Folge offenbarte sich dann auch ein Nachteil der raumtreuen Außenspieler: Das Herausrücken aus den hinteren Linien war ohne die Absicherung einer Fünferkette schwieriger und gestattete dem BVB hin und wieder etwas Zeit und Raum vor der Abwehr.
Solche kleinen Schwächen im VfB-Pressing nutzten die Gäste gut aus. Mit den weit einrückenden Außenstürmern, den ausweichenden Aubameyang und Kagawa, sowie gezielt nachstoßenden Sechsern spulten sie gute Mechanismen ab, die die Lücken des VfB attackierten. Zwei der drei BVB-Tore entstanden nach Engenkombinationen.
Offensivansätze
Der VfB hingegen agierte, wie immer, klar und einfach in der Offensive. Die vier Angreifer bildeten in der frühen Aufbauphase häufig ein Quadrat, bei dem Werner etwas zurückfiel und Hlousek in die Spitze rückte. Dieses wurde dann bestenfalls dynamisch umgeformt und auskombiniert, erzeugte dann aber häufig doch flache und unbespielbare Staffelungen, besonders wenn der VfB über den Flügel nach vorne kam. Daher mussten die meisten Angriffe früh und unambitioniert abgeschlossen werden. Insgesamt waren diese Mechanisen durch ihre Simplizität, die unkreative Besetzung und die mäßige Unterstützung aus den hinteren Bereichen relativ limitiert und nicht durchschlagskräftig. Beide VfB-Tore fielen dementsprechend nach Standards.
Während diese Probleme weitgehend gewohnt sind, gab es durch die neue Besetzung auf der Sechs einige neue Schwierigkeiten im Spielaufbau. Die Abstimmung zwischen Die und Gruezo (bzw. später Leitner) war nicht gut und generell es gab auch keine besonderen Bewegungen von irgendwelchen umliegenden Positionen. Weil Stuttgart aber gleichzeitig ambitioniert aufbaute, ergab sich besonders in der zweiten Halbzeit eine ganze Reihe an tiefen Ballverlusten. In der ersten Halbzeit konnte man diese strukturellen Probleme noch besser kaschieren und das sehr enge BVB-Pressing über die kreativen Außenverteidiger umspielen. Besonders Sakai tat sich mit vielen Szenen hervor, in denen er Angriffe stark einleitete.
Schwache Umstellungen
Mit dem 1:2 im Rücken wurde der VfB in der zweiten Hälfte offensiver und kam zu mehr Spielanteilen. Der erste Stuttgarter Wechsel, Leitner für Gruezo, war dann mit einer Auflösung der gleichberechtigten Doppelsechs verbunden. Leitner spielte in einigen Situationen allerdings viel zu hoch und sorgte auch nicht gerade für eine verbesserte Bewegung im Sechserraum. Weil, unabhängig davon, mit den längeren Ballbesitzphasen auch die Offensvstaffelungen abflachten, wurde der Zugriff nach Ballverlusten teilweise massiv schwächer und Stuttgarts Versuch, das Offensivzentrum mehr zu nutzen wurde ziemlich heftig mit Kontern bestraft.
Wenn nicht schon vor der Pause, so machte sich spätestens jetzt Romeus Nicht-Anwesenheit auf dem Platz bemerkbar und die Ballverluste im Spielaufbau nahmen zu. Die folgenden Wechsel von Stevens sorgten dann auch eher dafür, dass der VfB vorne noch unkompakter gestaffelt stand. Lediglich ein bisschen Aufrücken über die Flügel gab es noch, aber wirkliche Veränderungen oder sogar Verbesserungen waren nicht zu beobachten.
Fazit
Mit seinem 4-4-2 und den Umstellungen nach der Pause überzeugte Stevens' Leistung vor und in diesem Spiel nicht ganz so sehr wie sonst, auch wenn der VfB nicht unbedingt schlecht war. Davon abgesehen bleiben so oder so die alten Probleme in der Offensive, die es abzustellen gilt und einige neue Schwierigkeiten, besonders auch was die Integration von Die anbelangt. Für diesen VfB war die Borussia in dieser Form zu stark und gewann verdient.
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