Sonntag, 9. August 2015

Kurzanalyse: Holstein Kiel - VfB Stuttgart 1:2

Der VfB gewinnt die erste Pokalrunde, präsentiert sich dabei aber äußerst durchwachsen. Die KSV Holstein erwies sich als unangenehmer Gegner, der den zu eindimensionalen Fußball des Favoriten kaum zur Entfaltung kommen ließ.

Manndeckung neutralisiert zweite Bälle


„Das habe ich lange nicht erlebt, ich dachte schon, der kommt auch in der Halbzeit mit in unsere Kabine.“

Die Mannschaft von Karsten Neitzel nutzte dafür konsequente Manndeckungen über das gesamte Feld. Abgesehen von rudimentären Übergabemechanismen und gelegentlichen absichernden Positionierungen, etwa der Flügelspieler, verfolgten die Kieler ihre Gegenspieler eng und wenn nötig über den halben Platz.

So sah das dann oft aus. Czichos ist übrigens der Linksverteidiger.

Das Ganze hatte einen Vorteil, der das wichtigste Mittel des Stuttgarter Offensivspiels schon mal deutlich entschärfte. Die Kieler sicherten sich so nämlich gegen die von Zorniger vor dem Spiel angekündigten zweite Bälle ab. Da alle Stuttgarter manngedeckt waren, gab es zunächst maximal Gleichzahlsituationen nach dem langen Ball. Weil aber die Sechser und Außenverteidiger des VfB nicht allzu aggressiv nachrückten, standen deren Gegenspieler in der Folge näher und besser zum Ball. So konnte die KSV einen Großteil der Abpraller aufsammeln und hatte meist sogar noch Zeit, den Ball weiterzuspielen oder zumindest gefahrlos zu klären.

Probleme hatte der VfB darüber hinaus in seinen wenigen, meist von Baumgartl angeleiteten, konstruktiven Aufbauphasen. Eigentlich sind die aus der Vorbereitung bekannten Vertikalpass-Kombinationen ja keine schlechte Idee, um einen Manndecker loszuwerden, aber der VfB war in der Ausführung einfach nicht gut genug. Die Wechselbewegung zwischen Gentner und Didavi etwa wurde viel zu statisch gespielt und konnte problemlos übergeben werden. Ansonsten wurden die Sechser bei ihren Vorstößen eng verfolgt und kamen daher nach eröffnenden Pässen nicht direkt frei. Als Anschlussmechanismus fehlte meist das Nachrücken in den geöffneten Raum und auch der Wille zum Rückpass, stattdessen spielte der VfB die Angriffe ungeduldig zu Ende und stellte den Gegner viel zu selten vor komplexere Herausforderungen.

Die Aufbaustruktur war wegen des eigentlich geplanten Fokus auf zweite Bälle ebenfalls recht schwach. Das mittelmäßige Auffächern (vor allem nach ungeordneten Situationen) und die eindimensionalen vertikalen Bewegungen von Gruezo und Gentner, sorgten dafür, dass es für die Innenverteidiger wenig freie Ausweichoptionen gab und Kiel einige Male effektiv ins Pressing übergehen konnte.

Einzelaktionen zum Sieg


In dieser Ausgangslage lief das Spiel ohne allzu viele Chancen vor sich hin. Da der VfB wenig Kontrolle ausübte, kam auch der Drittligist zu ein paar Möglichkeiten: Bei eigenen Einwürfen etwa verschoben die Norddeutschen geschlossen auf die Seite und brachen auf diese Weise das eine oder andere Mal durch und holten Standards heraus. Auch über Befreiungsschläge und lange Bälle von hinten heraus schafften sie es, sich gelegentlich nach vorn zu arbeiten. Am Ende stand es nach Torschüssen sogar ausgeglichen: 8 zu 7 für die Gastgeber (davon 2 zu 3 aufs Tor).

Am Ende drückte der VfB seine individuelle Klasse aber doch noch durch. Bei Einwürfen und langen Bällen, die Ginczek direkt behaupten konnte, griffen die Vorteile der Manndeckung nicht mehr richtig und sie ließ Eins-gegen-Eins-Duelle zu. So kam vor allem Didavi fernab des rechten Flügels gelegentlich zu Dribblings und Distanzschüssen. Die individuelle Überlegenheit machte neben ein paar kleinen Verbesserungen nach der Halbzeit (zum Beispiel im Aufrücken) wohl letztlich den Unterschied.

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