Der VfB gewinnt die erste Pokalrunde, präsentiert sich dabei aber äußerst durchwachsen. Die KSV
Holstein erwies sich als unangenehmer Gegner, der den
zu eindimensionalen Fußball des Favoriten kaum zur Entfaltung kommen ließ.
Manndeckung neutralisiert zweite Bälle
„Das habe ich lange nicht erlebt, ich dachte schon, der kommt auch in der Halbzeit mit in unsere Kabine.“
Die Mannschaft von Karsten Neitzel
nutzte dafür konsequente Manndeckungen über das gesamte Feld.
Abgesehen von rudimentären Übergabemechanismen und gelegentlichen
absichernden Positionierungen, etwa der Flügelspieler, verfolgten
die Kieler ihre Gegenspieler eng und wenn nötig über den halben Platz.
Das Ganze hatte einen Vorteil, der das wichtigste Mittel des Stuttgarter Offensivspiels
schon mal deutlich entschärfte. Die Kieler sicherten sich so nämlich gegen die von Zorniger vor dem Spiel angekündigten
zweite Bälle ab. Da alle Stuttgarter manngedeckt waren, gab es
zunächst maximal Gleichzahlsituationen nach dem langen Ball. Weil
aber die Sechser und Außenverteidiger des VfB nicht allzu aggressiv
nachrückten, standen deren Gegenspieler in der Folge näher und
besser zum Ball. So konnte die KSV einen Großteil der Abpraller
aufsammeln und hatte meist sogar noch Zeit, den Ball weiterzuspielen oder zumindest gefahrlos zu
klären.
Probleme hatte der VfB darüber hinaus in seinen wenigen, meist von
Baumgartl angeleiteten, konstruktiven Aufbauphasen. Eigentlich sind die aus der Vorbereitung bekannten
Vertikalpass-Kombinationen ja keine schlechte Idee, um einen
Manndecker loszuwerden, aber der VfB war in der Ausführung einfach nicht gut genug. Die Wechselbewegung
zwischen Gentner und Didavi etwa wurde viel zu statisch gespielt und
konnte problemlos übergeben werden. Ansonsten wurden die Sechser bei
ihren Vorstößen eng verfolgt und kamen daher nach eröffnenden
Pässen nicht direkt frei. Als Anschlussmechanismus fehlte meist das
Nachrücken in den geöffneten Raum und auch der Wille zum
Rückpass, stattdessen spielte der VfB die Angriffe ungeduldig zu
Ende und stellte den Gegner viel zu selten vor komplexere Herausforderungen.
Die Aufbaustruktur war wegen des eigentlich geplanten Fokus auf zweite Bälle ebenfalls recht
schwach. Das mittelmäßige Auffächern (vor allem nach ungeordneten
Situationen) und die eindimensionalen vertikalen Bewegungen von
Gruezo und Gentner, sorgten dafür, dass es für die Innenverteidiger
wenig freie Ausweichoptionen gab und Kiel einige Male
effektiv ins Pressing übergehen konnte.
Einzelaktionen zum Sieg
In dieser Ausgangslage lief das Spiel
ohne allzu viele Chancen vor sich hin. Da der VfB wenig
Kontrolle ausübte, kam auch der Drittligist zu ein paar
Möglichkeiten: Bei eigenen Einwürfen etwa verschoben die
Norddeutschen geschlossen auf die Seite und brachen auf diese Weise
das eine oder andere Mal durch und holten Standards heraus. Auch über Befreiungsschläge und lange Bälle von hinten heraus schafften sie es, sich gelegentlich nach vorn zu
arbeiten. Am Ende stand es nach Torschüssen sogar ausgeglichen: 8 zu
7 für die Gastgeber (davon 2 zu 3 aufs Tor).
Am Ende drückte der VfB seine individuelle Klasse aber doch noch durch. Bei Einwürfen und
langen Bällen, die Ginczek direkt behaupten konnte, griffen die
Vorteile der Manndeckung nicht mehr richtig und sie ließ
Eins-gegen-Eins-Duelle zu. So kam vor allem Didavi fernab des rechten
Flügels gelegentlich zu Dribblings und Distanzschüssen. Die individuelle Überlegenheit machte neben ein paar kleinen Verbesserungen nach der Halbzeit (zum Beispiel im Aufrücken) wohl letztlich den Unterschied.
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