Sonntag, 29. Juni 2014

Kolumbien - Uruguay 2:0

Uruguay zieht Kolumbiens Offensivspiel mit einer unambitionierten, aber stabilen Ausrichtung lange Zeit den Zahn - bis James Rodriguez den Zauberstab rausholt. Eine sehr interessante Partie mit unterschiedlichen Phasen und zahlreichen Anpassungen nach der Pause.

Startformationen
Trotz der Sperre von Luis Suarez setzte Oscar Tabarez erneut auf seine 5-3-2-Formation und bautet auf Altstar Forlan neben Cavani in der Spitze. Bei Kolumbien hatte sich Jackson Martinez in die Stammelf gespielt und fand seinen Platz in einer Mischrolle zwischen Linksaußen und zweitem Stürmer in Pekermans 4-4-2/4-2-3-1. Während des Spiels wechselte er aber auch häufig auf die rechte Seite, oder blieb dauerhaft vorne.

Kolumbien dominant, Uruguay reaktiv


Die Ausgangssituation des Spiels kristallierte sich schnell recht klar heraus: Die Uruguayer formierten sich in einem 5-3-2, das durch abwechselndes Zurückfallen eines Stürmers zu einem 5-4-1 wurde, und versuchten zunächst um den eigenen Strafraum nichts anbrennen zu lassen. Das Dreiermittelfeld spielte recht eng und schloss die Mitte, bei Phasen höheren Pressings rückten die Achter auf Kolumbiens Außenverteidiger und verhinderten deren Vorwärtsspiel.

Kolumbien kam damit zunächst nicht richtig zurecht. Wie üblich hatten die beiden Sechser keine gestaltende Funktion im Aufbauspiel und beschränkten sich auf absichernde Aufgaben und das Aufrechterhalten der Ballzirkulation. Aus dieser heraus suchten sie dann das Zusammenspiel, das allerdings zunächst nicht so richtig zustande kam. Martinez bildete in Ballbesitz eine Doppelspitze mit Gutierrez, sodass die kreative Last im wesentlichen auf Cuadrado und Rodriguez lastete. Diese beiden fanden allerdings fast überhaupt nicht zueinander, vor allem aufgrund ihrer entfernten Grundposition. So hatte Rodriguez sehr aktive Phasen, in denen er überall auf dem Platz ankurbelte, aber auch eher passive, in denen er unbeteiligt im Halbraum herumging. Cuadrado rückte manchmal weit ein, aber beschränkte sich ansonsten auf seine Dribblings, bei denen er allerdings nicht konstant genug Unterstützung für Doppelpässe und Ablagen bekam.

Die Blau-Weißen hingegen beschränkten sich zunächst auf die eigene Stabilität und fuhren vereinzelte Unterzahlangriffe über die weit ausweichenden Stürmer, den unterstützenden Cristian Rodriguez und die Flügelverteidiger. Besonders viele Szenen hatten sie mit dieser recht simplen Spielanlage allerdings nicht und sie konnten recht schnell isoliert werden. Da ihre Verbindungszonen meist unbesetzt waren, mussten sie diese Angriffe schnell abschließen und brachten ein paar Flanken, aber wirklich gefährlich wurden sie in den ersten 45 Minuten nicht.

Umstellungen über Umstellungen


Nach Rodriguez' Zaubertor profitierten die Kolumbianer beim 2:0 von der etwas nachlassenden Intensität Uruguays, als Cuadrado mit einem simplen Pass zwei Gegner aus dem Spiel nehmen kann und so ein 6 gegen 5 entsteht, das Pekermans Elf sehenswert zuende spielt. Tabarez reagierte nun darauf: Stuani und Ramirez für Forlan und Alvaro Pereira bedeutete eine Umstellung auf Viererkette und Raute. Später kam Abel Hernandez für Gonzalez und es entstand ein 4-3-3 mit Ramirez und Rodriguez als Doppelacht.

Dadurch hatten die Blau-Weißen nun ein nennenswertes Mittelfeldspiel, und zogen einen wesentlich geduldigeren, zentrumsorientierteren Fußball auf. Schlüsselspieler wurde in dieser Phase der präsente und enorm kreative Ramirez, der viele Ballkontakte sammelte und den Dreiersturm einzusetzen versuchte. Weiterhin konnte Uruguay nun die Pressingreihe nach vorne schieben und die auf Sicherheit bedachten Kolumbianer zu langen Bällen zwingen. Diese schlugen sie gezielt auf Jackson Martinez, der allerdings kaum noch Unterstützung bekam und daher fast keinen einzigen Ball festmachen konnte. In dieser Phase verlor Kolumbien etwas den Einfluss aufs Spiel und das Heft des Handelns wanderte mit der Zeit komplett in die Hände des Gegners.

Pekerman reagierte ebenfalls auf den Spielverlauf und stärkte das Zentrum seiner Mannschaft mit Mejia für Gutierrez und später Guarin für Cuadrado. Zudem beorderte er Sanchez in die Abwehr und bildete eine Fünferkette, die jedoch mit der Kolumbien-typischen Improvisation immer wieder in verschiedene Viererketten umgeformt wurde, meist indem Armero etwas nach vorne schob. Alles in allem konnten sie so über weite Strecken stabil bleiben und Uruguays Schlussoffensive schadlos überstehen, müssen sich allerdings die fehlende Entlastung in dieser Phase ankreiden lassen.

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