Sonntag, 19. April 2015

29. Spieltag: FC Augsburg - VfB Stuttgart 2:1

Der VfB vergeigt die ersten 10 Minuten auf merkwürdige Art und Weise und liefert dem FCA dann ein Duell, in dem keine der beiden Mannschaften wirklich einen taktischen Vorteil herausholen kann. Am Ende gewinnen dann wieder mal die Anderen.

Startprobleme und Pressing danach


Der VfB zeigte in den ersten Minuten einige Unsicherheiten und Probleme, was die Herangehensweise gegen den Ball anbelangt. Am auffälligsten in dieser Hinsicht war, dass die Abwehrkette sehr hoch spielte und in manchen Situationen völlig übertrieben an das Mittelfeld heranrückte - teilweise standen die Innenverteidiger nur ein paar Meter (!) von den Sechsern entfernt. Vertikale Kompaktheit schön und gut, aber das ist natürlich Quatsch. Ich vermute mal, das zugrunde liegende Problem war, dass nicht klar war, ob der VfB aus dem passiven Mittelfeldpressing aufrücken wollte oder nicht. In einer Szene animierte Die seine Vorderleute nämlich zum Aufschieben, aber die hielten sich wiederum zurück und blieben passiv. Jedenfalls war das, was dann in letzter Instanz die Abwehrkette des VfB in den ersten etwa 10 Minuten veranstaltete sehr problematisch. Da sich die Innenverteidiger gegen die ohne Druck aufbauenden Augsburger auch nicht richtig zurückzogen, gab es in der Folge große Probleme bei langen Bällen, was sich auch prompt im kuriosen, aber nicht vollkommen zufälligen Führungstreffer für die Mannschaft von Markus Weinzierl niederschlug.

Mit der Zeit zog der VfB dann kollektiver die passivere Variante auf. Ausgehend davon gab es eine kleine Besonderheit gegen die starken Aufbauspieler Klavan und Baier: Sobald Hong am Ball war, schob Ginczek, der als rechte Pressingspitze begann, andeutungsweise auf seinen Partner Klavan und versuchte damit zu verhindern, dass der Koreaner den Ball in diese Richtung weiterspielte. Das funktionierte allerdings gegen die weit aufgefächerte Aufbaulinie des FCA bei gleichzeitiger Stuttgarter Passivität nicht richtig, weswegen diese konkrete Maßnahme relativ schnell wieder in der Schublade verschwand. Wie halten fest: Erste Viertelstunde war komisch.

Die zunächst tiefen Außenverteidiger des FCA wurden indes von den VfB-Flügelspielern angelaufen, was recht unkompliziert funktionierte. Baiers und Feulners (seltener auch Höjbjergs) Herauskippen wurde dann unterschiedlich gehandhabt: Feulner bewegte sich nur situativ nach rechts hinten und ging dann schnell wieder nach innen oder vorn. Daher konnte er einfach von Gentner mannorientiert verfolgt werden, ohne dass die Mitte allzu weit aufging, während Kostic bei Verhaegh bleiben konnte. Wenn Spielmacher Daniel Baier mal links herauskippte, machte er das im Gegensatz zu Feulner dauerhaft und veränderte damit die Struktur des FCA nachhaltig. Der VfB reagierte darauf aber gut, indem Ginczek aggressiver auf "seinen" Flügel nachschob, als Maxim auf der anderen Seite.

Dadurch konnte Baier nur ein paar wenige Szenen mit Baba und Werner anstoßen, die durch die disziplinierte und gleichzeitig flexible Mannorientierung von Klein gegen Baba und Schwaabs Herausrücken gegen Werner allesamt abgewürgt werden konnten. Auf der anderen Seite waren die Szenen um Feulner gut zu kontrollieren, auch wenn wegen des geringeren Nachschiebens auf diesen Flügel immer ein kleines, aber doch überschaubares Risiko für unangenehme Doppelpässe und Dribblings da war. Der diszipliniert verteidigende VfB war damit nach der Anfangsphase gut vor Augsburgs Flügelangriffen geschützt.

Lange Bälle und Unterzahlkonter


Darüber hinaus verbuchte der VfB durch gelegentliche isolierende Läufe von Ginczek auf Hong mit anschließendem Einkesseln (wenn auch bei weitem nicht so extrem wie in der Vorwoche gegen Bremen) einige Ballgewinne auf dem Flügel. Selbst wenn der FCA aufrückte und seine Angriffe versuchte, fertig zu spielen, konnte sich der VfB wegen der breiten Augsburger Angriffsstruktur und dem gering ausgeprägten Gegenpressing befreien und mit langen Bällen auf Ginczek Konter einleiten. Wegen der tiefen Außenverteidiger plus Baier ließ sich Augsburg aber praktisch nie kalt erwischen. Für das 1:1 brauchte es entsprechend einen schnell ausgeführten Freistoß von Maxim, um den Unterzahlkonter richtig scharf zu machen.

Etwa ab der 30. Minute fuhr Augsburg das eigene hohe Pressing, das wegen fehlender Stuttgarter Ambitionen eigentlich eher ein hohes Zustellen war, merklich zurück. Der VfB kam damit auch zu eigenen Ballbesitzphasen, die durchaus konstruktiv genutzt werden sollten. Gentner hatte so ein paar ordentliche Szenen, bei denen er mal nicht frühzeitig nach vorne ging, sondern aus dem Sechserraum überraschend gut ankurbelte, während durch Kleins Einrücken und Maxims gute Bewegungen ein paar wenige Ansätze entstanden.

Nach der Pause wurde das Spiel dann offener, weil Augsburg die eigenen Ballbesitzphasen verkürzte und der frühe lange Ball anstelle von ruhiger Zirkulation trat. Sie nutzten jetzt vor allem den ausweichenden Bobadilla als Zielspieler, der den Ball erstaunlich konstant gegen Niedermeier und manchmal auch Rüdiger sichern und halten konnte. Der VfB versuchte es weiter mit mehr Dynamik und direkten Ablagen, was in etwa gleich gut bzw. schlecht funktionierte. Das festgefahrene Spiel erfuhr dann letztlich durch ein Tor nach einem Abpraller, bei dem die VfB-Defensive nicht zusammenhängend herausrückt doch noch eine Wendung zugunsten der Gastgeber. Anschließend stellte Stevens noch auf eine 4-1-3-2-artige Formation um, mit Maxim vor Gentner, aber insbesondere das grässlich unsystematische Gebolze in der Nachspielzeit war dann einfach schwach und ergab nicht mal den Ansatz einer Torchance, während man durch Augsburger Konter eigentlich noch den dritten Treffer hätte kassieren müssen.

Fazit


Ein klein wenig wolfsburgig sind sie ja schon die Augsburger. Kein Wunder, dass der VfB gegen diese Teams einfach nichts holt. Dabei war das Spiel eigentlich relativ ausgeglichen, aber von Seiten des VfB - trotz des Unterschieds in der Tabelle - nicht besonders gut. Es war eher "normal" und bot zumindest mit zunehmendem Spielverlauf auch keine auf besonders auffällige Art entscheidenden taktischen Merkmale.

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