Der Christensen-Käfig
Gegen die starken Flügelüberladungen der Fünener bot FCN-Coach Kasper Hjulmand ein besonderes Pressing auf: Sie versuchten mit einer asymmetrischen Ausrichtung den Spielaufbau des Gegners auf deren rechte Seite zu lenken und ihn dort festzunageln. Damit wollten sie die extreme Unwucht, die Odense erzeugt mit hoher Kompaktheit beantworten und gleichzeitig das eigene Konterspiel katalysieren.
Beispielhafte Pressingsituation. Gut zu sehen ist auch Nordsjællands Problemzone auf dem rechten Flügel, während der linke effektiv abgetötet wird und schwierig zugänglich ist. |
Nun war es allerdings nicht so, dass diese Maßnahme besonders gut funktioniert hätte, denn die Gäste aus Farum waren in der Ausführung der Pressingabläufe zu inkonsequent und nicht gut genug abgestimmt. Zwar machte die Offensivreihe ihre Aufgaben recht gut, aber gerade der Raum hinter den Achtern wurde nicht richtig gepresst und eröffnete somit Möglichkeiten für Odense dort nach vorne zu kombinieren. So schafften sie es auch häufig, Nordsjællands Block ohne Verlagerung zu durchspielen oder auch ein oder zwei mal die Löcher auf der linken Seite auszunutzen.
Odense schlägt sich selbst
Startformationen |
In der zehnten Minute allerdings startete OB-Rechtsverteidiger Ruud in Anschluss an eine Linksüberladung einen aberwitzigen Sprint nach vorne und öffnete damit den Konterraum, der dem FCN die Führung durch John bescherte. In der Folge stellten diese ihr Käfigpressing ein und nutzten es nur noch vereinzelt, um den Gegner gezielt zu überraschen. Sie formierten sich stattdessen in einem tieferen, flachen 4-3-3, das phasenweise ein wenig an Leverkusens aktuelles Defensivsystem erinnerte, aber wesentlich unkompakter gespielt wurde und immer mal wieder gefährliche Kombinationsansätze für die Gastgeber ermöglichte, die aber weiterhin Probleme hatten, daraus so richtig effektiv zu werden.
Zweite Halbzeit
Formationen nach den Wechseln und Christensens Platzverweis |
Die Gastgeber hielten in der Folge an ihren Flügelüberladungen, bevorzugt über die rechte Seite, fest, kamen aber zunächst nicht mehr richtig nach vorne und waren logischerweise auch schlechter abgesichert. Auf der Gegenseite konnte John höher bleiben und mit dem aufgerückten Ticinovic die brachliegende andere Seite bespielen. Das taten sie allerdings eher stumpf und linear, sodass sie vorrangig zu Halbchancen kamen, die keinen weiteren Treffer einbrachten.
Auf der anderen Seite bekam allerdings auch OB Gegenkontermöglichkeiten, da die Gäste nun mehr Zeit zum Aufrücken hatten, aber ihre Angriffe nicht ordentlich zu Ende gespielt bekamen. Gleichzeitig wurden sie mit zunehmender Spielzeit immer offensiver, ohne je ihren spielerischen Fokus zu verlieren. Später stellten sie auf ein 4-3-2 um und ließen am Ende ihre Außenverteidiger nicht mehr konsequent mit nach hinten kommen. Das Spiel wurde dadurch immer wilder und chaotischer und brachte den Gastgebern schlussendlich den Ausgleich, der allerdings wegen angeblichem Abseits zu Unrecht aberkannt wurde.
Zusammenfassung
Ein ungewöhnliches Spiel, das die etwas gemäßigtere, aber keinesfalls bessere Mannschaft mit etwas Glück gewinnen konnte. Das Team von Kasper Hjulmand hat in vielen Bereichen noch Baustellen, die es zu beheben gilt; so müssen sie sich vor allem das schlechte Ausnutzen der Überzahl und Odenses offensiver Reaktion vorwerfen lassen. Diese wiederum machten insgesamt ein ordentliches Spiel, gerade auch nach dem Platzverweis, allerdings konnte man ihnen im letzten Drittel das Fehlen des durchschlagskräftigen Emil Larsen anmerken. Dennoch hätten sie mindestens einen Punkt, wenn nicht gar drei, verdient gehabt.
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