Nikosias Pressing und AaBs Antwort
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Die Gastgeber wählten erneut eine asymmetrischen Interpretation ihres 4-4-2: Blaabjerg blieb in der ersten Aufbauphase tief und bildete mit den beiden Innenverteidigern eine Dreierkette, während sein Pendant Patrick Kristensen nach vorne ging, um Wichmann das Einrücken zu ermöglichen. Auf der anderen Seite rückte Thomsen entweder nach außen und gab die Breite, wenn der Ball auf seine Seite wanderte, oder kippte alternativ hinter Blaabjerg heraus, der dann aufrückte. Ansonsten blieb er in einer leicht eingerückten Position und schob allenfalls leicht in die Mitte nach.
Diese etwas breiter als üblich angelegte Mittelfeldstruktur bespielten die Halbverteidiger der Aufbaudreierkette bevorzugt mit Pässen gegen die Verschieberichtung vor der gegnerischen Mittelfeldlinie, die sie wegen der passiven Doppelspitze des Gegners einfach anbringen konnten. Rechts entstanden dann gute Synergien zwischen Risgaard und Wichmann, die sich mit Wechselbewegungen gegenseitig Raum schufen. Besonders wenn Gomes mannorientiert mit Kristensen in die letzte Linie rückte entstanden hier ein paar Freiheiten für Aalborgs Rechtsaußen. Alternativ konnten sie über die andere Seite mit Blaabjerg und Thomsen gegen die weit auf den anderen Flügel verschobenen Zyprer ebenfalls nach Flachpassverlagerungen nach vorne kommen.
Allerdings gelang der Übergang in den Angriff nicht immer so wie gewollt. Ein Grund dafür war das unbalancierte Positionsspiel von Wichmann, der den Raum den Kristensen halbrechts freizog, nicht gut nutzte. Seine zu mittige Stellung setzte ihn dem Druck von Morais aus, brachte ihn damit um wertvolle diagonale Passwinkel in die Spitze und bot ihm oft nur die undynamische Option, auf Kristensen weiterzulegen. Grundsätzlich entstand außerdem durch die relative Isolation der beiden Flügelspieler voneinander zwar eine druckvolle horizontale Ballzirkulation, aber auch wenig dynamisches Zusammenspiel und Verbindungen im Zehnerraum, sodass sie ihre Angriffe häufig mit Flanken der Außenverteidiger abschließen mussten. Weil sie dabei aber geduldig blieben, nichts zu erzwingen versuchten und auch mal mit intelligenten flachen Zuspielen in den Rückraum arbeiteten, schossen sie trotzdem das 1:0.
Knackpunkt Rhythmus
Aus ihrer passiven Grundhaltung heraus konnte APOEL selten einmal Druck auf das gegnerische Aufbauspiel erzeugen und sah sich damit einer hohen Ballbesitzdominanz des Gegners gegenüber. Gegen die aufgerückten Dänen mussten sie sich damit öfter als gewollt mit langen Bällen behelfen, die sie bevorzugt auf ihren Zielspieler Sheridan anbrachten, der viel in die Schnittstellen arbeitete und vor allem hinter Kristensen Raum suchen wollte. Allerdings konnte er meist einfach von Petersen aufgenommen werden, während sich das direkte Nachrücken auf Abpraller aufwendig gestaltete.
Allerdings deutete der zyprische Meister durchaus an, dass er über mehr spielerische Mittel verfügt als lange Bälle. Wenn sich mal geordnete Aufbausituationen ergaben konnten sie vereinzelt über die Bewegungen der einrückenden Flügelspieler und den etwas nach links tendierenden, sehr engenstarken de Vincenti in den Raum vor der gegnerischen Abwehr eindringen. Um daraus wirklich Effektives zu schaffen gab es dazu aber schlicht zu wenig Möglichkeiten.
Kurz vor der Halbzeit intensivierte sich der Rhythmus der Partie, da die Mannschaft von Georgios Donis nun häufiger ins Pressing überging. Tendenziell kam das den Gästen auch eher entgegen, die dadurch zu mehr Spielanteilen kamen und das Spiel offener gestalten konnten, während sich das Team aus Nordjütland ein wenig schwerer tat, sich mit passenden Bewegungen an die höhere Spielgeschwindigkeit anzupassen. Diese Rhythmusänderung und die folgend wachsenden Spielanteile waren einer der Schlüssel für den Augleichstreffer, der aus einem sauberen Ballbesitzangriff heraus entstand (siehe Grafik).
In den selben Zeitraum wie Nikosias Pressing fiel übrigens auch eine kleine Anpassung Nielsens, der Thomsen ein bisschen zentraler stellte und damit den tendenziell offenen Halbraum direkter attackieren wollte. Allerdings musste Aalborg zu diesem Zeitpunkt schon deutlich linearer und schneller die eigenen Strukturen durchspielen, sodass sich hierdurch kaum Vorteile ergaben. Im Laufe der zweiten Halbzeit wechselten die Gäste dann zwischen höherem Anlaufen und einer passiven Ausrichtung wie zuvor, selbst in letzteren Phasen blieb der Spielaufbau der Gastgeber allerdings etwas unruhig und entwickelte bei weitem nicht mehr die Spielkontrolle aus der ersten Hälfte. Dazu muss man aber auch anmerken, dass die Zyprer nun im Mittelfeld wesentlich intensiver agierten als zuvor und den Gegner damit hin und wieder zu unnötigen hektischen Aktionen verleiten konnten.
Mit der Zeit stabilisierte sich Aalborg dann, nutzte die dynamische Umgebung konsequenter aus und knackte vereinzelt das Aufrücken Nikosias im Pressing. Auch dass Thomsen nun zu mehr direkten Szenen kam, anstatt dass von seiner Seite aus nach halbrechts verlagert wurde, kam ihnen dabei zugute. So riss Aalborg das Spiel zwischen Minute 70 und 80 wieder komplett an sich und spielte sich in eine ihre besten Phasen der Saison.
Ausblick
Mit der Aufbaudreierkette und der folgenden Asymmetrie hat sich Aalborg inzwischen stabilisiert, sucht aber noch nach der letzten offensiven Effektivität. Dennoch war das Playoff-Hinspiel in dieser Hinsicht ein sehr guter Auftritt, der noch an Details, wie der unkonstanten Zehnerraumpräsenz, der Aggressivität in die und in den Zwischenräumen und ein paar individuellen Schwierigkeiten verbessert werden kann. Dennoch waren sie klar überlegen und hätten das Spiel nach Chancen auch gewinnen müssen.
Interessant wird sein, wie APOEL im Rückspiel das Pressing anlegt, denn sowohl die passive, als auch die aktivere Variante bergen Risiken. Finden sie, wie phasenweise in diesem Spiel, den richtigen Mix, stellen ein paar Ungereimtheiten ab und können eventuell offensiver werdende Dänen mit Kontern bestrafen, so scheint auch für die Mannschaft von Georgios Donis ein Weiterkommen nicht ausgeschlossen. In jedem Fall verspricht das Rückspiel eine spannende Angelegenheit zu werden.
Link zu den Highlights: https://www.youtube.com/watch?v=hUffL5xGd6o
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