Nach eigentlich zu wenigen Umstellungen in den letzten
beiden Spielen, griff Alexander Zorniger gegen Bayer Leverkusen zu
einem unerwartet weitgreifenden Formationswechsel. Trotz einiger
guter Momente und vieler Offensivszenen schlugen am Ende trotzdem die
deutlich vorhandenen taktischen Schwachpunkte durch.
Wer die Vorbereitung ein wenig verfolgt hat, dem dürfte die Konstellation, in der sich der VfB formierte,
bekannt vorgekommen sein: Aus der eigentlichen Raute bildete sich durch
Aufrücken des Zehners und Ausweichen der Stürmer ein 4-3-3. Bayers
Außenverteidiger verschwanden dann im Deckungsschatten von
Harnik und Werner, während die Mittelfeldspieler durch aggressives
Herausücken der drei Sechser bearbeitet wurden.
Normalerweise operiert der VfB mit
Bogenläufen der Spitzen, um den Gegner nach außen zu leiten und ihm
Optionen im Zentrum wegzunehmen. Diesmal wurde die Richtung des Leitens umgekehrt –
Leverkusens Aufbauspieler bekamen mehr Zeit am Ball als es den
Gegnern üblicherweise gewährt wird, während die Außenverteidiger
wie erwähnt nicht immer direkt anspielbar waren. Leverkusen musste deswegen den
ersten Pass meistens ins Zentrum spielen, wo Calhanoglu und Kampl
abwechselnd zurückfielen, um den Ball nach vorn zu tragen.
Anschließend zog sich der VfB zusammen, um den Ballgewinn zu
forcieren.
Wie die Situationen ausgingen hing
hauptsächlich vom strategischen Geschick Leverkusens ab. Während im
Zentrum hohe Kompaktheit herrschte, war der ballferne Flügel oft ohne
Weiteres offen, sodass die Außenverteidiger extrem weit herausrücken
mussten, was teils fatale Folgewirkungen hatte.
Brüchiges Mittelfeld, schwache Flügelverteidigung
Dem Gegner den Flügel für
Verlagerungen zu öffnen war vor allem deswegen etwas ungut,
weil das Nachschieben auf die Seite sehr unzusammenhängend und wenig
harmonisch geschah. Es bestanden immer wieder Unklarheiten in der
Absicherung des Außenverteidigers und des Halbspielers, was dafür
sorgte, dass häufig zwei Spieler gleichzeitig die letzte Linie sichern wollten,
aber niemand Druck auf den Ball entwickelte. Schwaab orientierte sich
zum Beispiel häufig in die Lücke zwischen Außen- und
Innenverteidiger oder in den Strafraum, während die offensiven Drei
manchmal zwar noch gut, aber auf keiner konstanten Basis das Loch
schlossen. Irgendwo hier endete also die Absicherungskette und
Leverkusen durfte sich am Flügel und im Halbraum austoben – vor
allem Mehmedi setzte mit inversen Dribblings Akzente.
Diese Abstimmungsprobleme bestanden
praktisch das ganze Spiel über und wurden in der zweiten Halbzeit
nur unzureichend durch etwas mehr Rückwärtspressing von Didavi und
Harnik angegangen. Da Leverkusen nach der Pause die Räume auf den
Flügeln fokussierter ansteuerte und der VfB mit Ferati für Gruezo
riskant wechselte, häuften sich die Chancen für die Gastgeber. Auf
der anderen Seite kam der VfB durch ein paar überraschende
Balleroberungen, das allgemeine Aufschaukeln der Partie und
wahrscheinlich noch aus ein, zwei weiteren von mir nicht verstandenen
Gründen zu guten Kontern, bei denen sie die defensiv
etwas wackeligen Außenverteidiger und die offensive Besetzung
der gegnerischen Doppelsechs ausnutzen konnten.
Die folgende Torflut war zum Teil aber
auch auf Standards zurückzuführen, was so etwas wie einen
unglücklichen Spielverlauf mit zwischenzeitlicher Zwei-Tore-Führung
des VfB vortäuschte, mündete aber letzten Endes doch in einem
verdienten Ergebnis.
Individuelle vs. kollektive Fehler
Vor Bellarabis Großchance beim Stand von 1:3 kam
Leverkusen aus einer ruhenden Aufbausituation mit zwei einfachen
Pässen auf dem Flügel durch. Anschließend musste Sunjic als
Innenverteidiger allein und ohne jedwede Absicherung den mit Tempo anlaufenden Mehmedi verteidigen... ja,
der VfB hat eindeutig ein Problem in der Innenverteidigung.
Auch wenn man für die Öffentlichkeit
bestimmte Aussagen von Leuten nie auf die Goldwaage legen sollte,
überrascht es mich doch, dass Zorniger wieder einmal das Verhalten in den direkten Duellen anprangerte. Es bleibt zu hoffen, dass er intern
trotzdem an den, ja auch in der üblichen 4-4-2-Formation immer wieder mal auftretenden, Unsauberkeiten der
Bewegung des Mittelfelds arbeitet. Dann könnte das 4-3-3 tatsächlich noch eine spannende Pressingvariante werden.
Da hier selten Feedback steht, will ich mich (stellvertretend für die vielen zu vermutenden Leser) für den regelmäßigen Output bedanken. Schön zu wissen, dass nicht alles was mim VfB in Verbindung steht nur "underperformed".
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Dankeschön. =)
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