Es geht doch...
Wie schon in freudiger Erwartung angekündigt, liefen gegen Mainz 05 zum ersten Mal überhaupt Lukas Rupp und Alexandru Maxim gemeinsam als Teil der offensiven Dreierreihe auf. Die Beiden sind nicht nur hervorragende Kombinationsspieler mit hohem Spielverständnis, sondern besitzen auch ein sehr gutes Gespür für Raum und mannschaftliche Balance – eine Fähigkeit, die dem VfB vor einer Woche noch krass abging.
So war der VfB in der Lage, zumindest innerhalb der Offensive viel bessere Strukturen zu bilden als noch gegen Werder. Rupp rückte konstanter ein und besetzte das Zentrum, wenn Gentner in die letzte Linie gerückt oder Maxim balancierend ausgewichen war. Ansonsten war es meist der Rumäne, der verantwortungsbewusst die Mitte besetzte, da Gentner wieder sehr hoch anfing und Die einige Male erneut zu tief agierte. Maxim verhinderte, dass sich das allzu negativ auswirkte und die bedrohlichen grauen Kreise aus der Vorwoche zurückkehrten, wenngleich er selbst dadurch an Präsenz verlor und die Aktionen im letzten Drittel eher von seinen Kollegen getragen wurden.
Was jedoch so ein bisschen fehlte, war ein Plan, wie man diese teils wirklich hochwertigen Strukturen ins Spiel bringen konnte. Aus seinem gewohnt tiefen Mittelfeldpressing heraus überließen der VfB den Ballbesitz weitgehend den Mainzern, während das eigene Aufbauspiel wenig ambitioniert daherkam und nach einigen zaghaften, konstruktiven Versuchen schnell eingesetellt wurde. Danach gab es, auch bei nur leichtem Pressingdruck, nur noch lange Bälle, die wegen des nach wie vor fehlenden Zielspielers nur gelegentlich in kontrollierte Angriffsversuche umgemünzt werden konnten. Der VfB hatte schlicht zu wenig Spielanteile.
Improvisiertes Pressing trifft ambivalentes Aufbauspiel
So übernahm der VfB wieder einmal die reaktive Rolle gegen einen ruhig aufbauenden FSV. Überzeugen konnten die Gastgeber zunächst mit ihrem beweglichen Dreiermittelfeld: Latza ließ sich häufig hinter die Außenverteidiger fallen, während Baumgartlinger anpassungfähig und klug umherverschob und Malli bisweilen zurückfiel. Dieser Flexibilität begegnete der VfB mit überwiegend ordentlich angelegten Mannorientierungen. Das Herauskippen der Sechser wurde nicht verfolgt und eher an die Stürmer übergeben, während in tieferen Bereichen die Gegenspieler doch recht eng verfolgt wurden. Das funktionierte ganz gut, da Mainz durch das viele Zurückfallen ihrer Mittelfeldspieler nicht allzu viel Offensivpräsenz aufbaute und deswegen die direkten Zuordnungen nicht so leicht umschiffen konnte.
Außerdem funktionierten Werner und Maxim als Pressingspitzen ganz gut. Insbesondere verschoben die Beiden immer wieder geschlossen auf die Seite und leiteten damit die äußeren Spieler der Mainzer Aufbaudreierketten auf den Flügel. In diesen Situationen zeigte sich die Stuttgarter Flügelverteidigung oft chaotisch und improvisiert, aber eben auch gar nicht schlecht. Gerade die rechte Seite konnten Die, Schwaab und vor allem Rupp trotz der sehr niedrigen horizontalen Kompaktheit immer wieder gut zuschieben. Links wurde Mainz allerdings öfter mal zum Aufrücken eingeladen, da Kostic unpassend tief stand. Wechselhafter war die Improvisation auch im Zentrum, wo durch die wirren Mannorientierungen und das weite Herausrücken viele Räume aufgingen, aber oft dann doch noch irgendwie geschlossen wurden, vorrangig von den einrückenden Flügelspielern oder auch vom gut attackierenden Niedermeier.
Mainz bespielte dieses teils merkwürdig organisierte Pressing nicht besonders effektiv. Trotz ihrer guten Bewegungen im Aufbauspiel schlugen sie, sobald sie in die vorderen Räume aufzurücken versuchten, einen zu vertikalen und wenig raumnutzenden Rhythmus an - besonders Latza enttäuschte mich ein bisschen mit schlampigen Pässen und strategischen Unzulänglichkeiten. Sie ließen sich so immer wieder auf den gut gesicherten Flügel und weg von den Räumen im Zentrum leiten. Etwas besser ging es zum Beispiel nach vorne, wenn Mainz mit einem höheren Latza mal mehr Offensivpräsenz aufbaute und im Mittelfeld Zuordnungsprobleme provozierte, aber auch das passierte zu selten.
Zweite Halbzeit
Zur Halbzeit wechselte Kramny Robbie Kruse für den rechten Flügel ein und beorderte Rupp auf die Doppelsechs neben Gentner. Ein Hintergedanke dürfte gewesen sein, für mehr Zug in die Spitze zu sorgen – einer der Teilgründe, weshalb der VfB auch seine vereinzelten Ansätze nicht so richtig durchbringen konnte. Werner als einziger Stürmer ging oft weit auf die Flügel und ansonsten blieb halt nicht viel Tororientierung übrig. Die Kombinationsansätze halbrechts um Rupp blieben nach diesem Wechsel glücklicherweise bestehen, da Gentner sich tiefer positionierte und seinem Nebenmann Freiheiten zum Aufrücken gab. Unter anderem brachte die zweite Halbzeit diese tolle Staffelung hervor:
Gute Abstände, viele Dreiecke, Maxim im Epizentrum des Spiels – warum nicht öfter so? Die Szene wurde übrigens schön über Rupp, Kruse und Maxim auskombiniert und fast bis vors Mainzer Tor getragen. |
Insgesamt wurde das Spiel nach der Pause schneller. Der VfB ging nach Mainzer Rückpässen öfter ins hohe Pressing und die reagierten wiederum mit langen Bällen auf den rechten Flügel, wohin Muto nun auswich. Teilweise ging jetzt beim VfB ein bisschen die Balance verloren und die Qualität der Staffelungen ließ vor allem bei eigenen langen Bällen etwas nach. Umschalt- und Schnellangriffe bestimmten auf beiden Seiten immer mehr das Bild. Teilweise rückte der VfB dabei riskant nach, was die Partie weiter ankurbelte und auch den einen oder anderen brenzligen Konter für Mainz bedeutete.
Fazit
So vielversprechend das Duo Maxim-Rupp sich anhört, so positiv wirkte es sich aus – nicht nur auf das Zusammenspiel im Angriff, sondern auch auf die Stabilität im Pressing und Gegenpressing. Um aus den neuen Strukturen mehr zu machen, fehlten eigentlich "nur" ein vernünftiges Aufbauspiel, Konstanz und hier und da bessere Eingespieltheit. So bleibt es bei einem kleinen Teilerfolg und man muss wohl befürchten, dass dieser schon bald wieder vergessen sein wird und irgendjemand wieder da weitermacht, wo man gegen Werder Bremen aufgehört hat.
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