Pressing der beiden Teams
Formationen bis Minute 23 etwa |
Nach diesen frühen Problemen im Pressing schien es Hoffenheim eigentlich ganz recht, dass sie gegen einen konsequent tief verteidigenden VfB nach und nach die Ballbesitzhoheit erlangten. Kramny brachte dabei die bekannte Mischformation auf den Platz, wobei das 4-1-4-1 deutlich zu erkennen war. Gegen den offensiven Kaderabek fiel Kostic immer wieder mannorientiert zurück, während Didavi als halblinker Achter/Zehner und der weit herausrückende Insua d-en entstandenen Raum konsequent zuschoben. Auf der anderen Seite spielte Rupp sehr eng und erhöhte die horizontale Kompaktheit in der Mittelfeldreihe. Generell agierten Mittelfeld und Abwehr sehr eng aneinander, sodass hier kaum Zwischenräume aufgingen.
Genau diese Zwischenräume wollte Hoffenheim jedoch attackieren. In ihren ersten Angriffen machten sie es noch gut, indem Volland und Uth mit leicht seitlich zurückfallenden Bewegungen versuchten Schwaab und Niedermeier aus der Viererkette zu ziehen, um dann mit Läufen der Achter oder des Nachbarstürmers direkt hinter die Abwehr zu kommen. Um das zu bespielen, rückten die Halbverteidiger Bicakcic und Schär mit Ball mutig neben der einzigen Stuttgarter Spitze auf und bespielten diese Bewegungen unmittelbar. Mit etwas Glück und dank ungenauer Pässe des Gegners überstand der VfB diese ersten, durchaus vielversprechenden Versuche.
Hoffenheims Probleme, Stuttgarts Konter
Nach und nach wurden aber die Offensivansätze der Kraichgauer etwas schwächer und das wackelig abgesicherte Ballbesitzspiel erwies sich immer mehr als Problem. Die Achter Hamad und Amiri hatten die Aufgabe direkt mit den Stürmern zu interagieren und die Ballbesitzangriffe schnell durchzubringen, wodurch Polanski nach Ballverlust viel Raum allein abdecken musste. Aus seiner seitlichen Grundposition entkam Daniel Didavi immer wieder dessen Zugriff und setzte sich auf die linke Seite hinter den aufgerückten Kaderabek ab (auf diese Weise wurde übrigens Werners Ausweichen ziemlich gut ersetzt).
Der TSG fehlte nach den ordentlichen Ansätzen der Anfangsphase allerdings nicht nur die Absicherung, sondern auch die Durchschlagskraft in der Offensive. Sie versuchten, direkt durch den Raum vor der Abwehr durchzukommen, blieben aber immer wieder am extrem verdichtenden und durch die veränderten Rollen von Rupp und Gentner in dieser Zone stabilen VfB hängen. Die aufgehenden Ausweichräume im Mittelfeld wurden von Hoffenheim nicht gut besetzt und kaum gesucht. So entwickelten sie in hohen Zonen wenig Kombinationsfluss und wurden immer wieder von der Kompaktheit des VfB aufgehalten.
Nach etwas mehr als 20 Minuten stellte Nagelsmann dann auf 4-3-3 um. Toljan rückte eins vor, Uth ging auf die rechte Seite und Bicakcic spielte Linksverteidiger (etwas später ging Bicakcic raus und Toljan übernahm seine Position. Neuer Linksaußen wurde Volland, wofür der eingewechselte Kramaric ins Sturmzentrum ging). Allerdings änderte das wenig an den grundsätzlichen Problemen der Hoffenheimer, auch wenn durch einen tieferen Amiri eine kleine Verbesserung einzutreten schien. Vor der Pause kassierte Hoffenheim gar noch eine Serie von extrem gefährlichen Kontern, als sie Unsicherheiten im Formieren der Abseitslinie offenbarten und Schär einmal unglücklich wegrutschte, nachdem Didavi zusammen mit Kostic sehr gut den Raum auf dem Flügel verengt hatte.
Zweite Halbzeit
Zur zweiten Halbzeit erschöpfte Nagelsmann sein Wechselkontingent, indem er Schmid und Vargas für Hamad und Uth brachte. Die beiden übernahmen genau die Positionen ihrer Vorgänger. Währenddessen musste beim VfB Gentner angeschlagen raus und wurde durch Klein ersetzt.
Hoffenheim kam gut aus der Pause und schien zunächst über das Herauskippen der Achter, vielseitige Positionierungen von Kramaric und Vargas' Pressingresistenz in zentralen Räumen besser aufrücken zu können. Auch die erste Chance gehörte den Gästen, als Kramaric weit draußen auf dem linken Flügel auftauchte und das Eins-gegen-Eins gegen Großkreutz gewinnen konnte. Allerdings setzte es einige Minuten nach Wiederanpfiff den nächsten Nackenschlag, als einer der vielen Fehlpässe von Süle zu einem Konter und einer Ecke führte, die Niedermeier zum 3:0 reinmachte.
Nach diesem Tor bekam Hoffenheim kaum mehr Ruhe in die Partie und spielte ein paar zu simple lange Bälle und Angriffe über den Flügel. Die oben genannten neuen Ansätze brachten zwar ein paar einzelne gute Angriffe und wurden auch mit einem Tor von Kramaric belohnt, allerdings konnte der VfB im Umschalten trotzdem noch nachlegen. Besonders der etwas stumpf aufrückende und nicht systematisch genug abgesicherte Kaderabek wurde nun immer häufiger von Kostic überlaufen, sodass der VfB das Ergebnis noch auf 5:1 hochschrauben konnte.
PS: Wer eine detailliertere und bessere Analyse lesen will, wird auf Spielverlagerung fündig.
Finde die Analyse bei der Spielverlagerung nicht unbedingt besser. Da wird mir Nagelsmann zu sehr gehypt. Er hatte bei seiner Taktik offensichtlich nicht in Betracht gezogen, dass die Hoppenheimer Abwehr nicht bundesligatauglich ist. Der VfB hätte ja gut und gerne noch ein paar Tore schießen können. Von daher hat der Sieg nichts mit Glück zu tun und basierte nicht nur Standardsituationen.
AntwortenLöschenAber Kramny taugt halt nicht so als Taktikguru. ;)