Paderborns Offensivspiel
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Damit einher ging auch, dass der aus Stuttgarter Sicht halbrechte Feldbereich besonders unkompakt war und sich zu Paderborns hauptsächlichem Ausgangspunkt für gefährliche Angriffe entwickelte. Dort konnten sie mit dem herüberschiebenden Bakalorz oder Rupp, sowie dem einrückenden Stoppelkamp oder dem aufrückenden Vrancic immer wieder kleine Kombinationsansätze starten. Während diese am Anfang durchaus ansehnlich waren und zu einigen guten Situationen führten, wurde Paderborn mit der Zeit etwas schwächer im Ausspielen dieser Szenen. Oft fehlten anpassende Bewegungen in den umgebenden Bereichen, wie zum Beispiel kurze Rückstöße aus der vordersten Linie, sodass es meist nur isolierte Interaktion gab, die nicht durch zentrale Bereiche weitergetragen werden konnte. Mit etwas mehr Zielstrebigkeit und Konsequenz im Anbiet- und Passverhalten hätten sie hier mehr herausholen können. Romeus gutes, aber nicht immer abgesichertes Herausschieben aus dem Mittelfeldzentrum reichte dann oft, um den SCP auf dem Flügel festzudrücken.
Die besten Ansätze in Paderborns linkem Halbraum entstanden, wenn Rechtsaußen Lukas Rupp mal herüberrückte und damit Sakai abschüttelte. Daraus entstand auch eine der besten Chancen der ersten Hälfte durch Stoppelkamp, die Ulreich noch vereiteln konnte. Auch für die Defensive der Gäste war Rupp ein entscheidender Mann. Der VfB verzichtete wie gewohnt unter Stevens auf konstruktives Aufbauspiel und bolzte das Leder frühzeitig nach vorne. Da man mit den engen Flügelspielern trotzdem recht ordentlich auf zweite Bälle stand, konnte der VfB den Ball einige Male im Mittelfeld sichern und nach vorne kommen. Anschließende Szenen bestanden meist in direkten Anspielen in die letzte Linie oder individuellen Aktionen von Didavi, der für Fernschüsse und Schnittstellenpässe sorgen sollte. Rupp machte ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung, indem er weit einrückte und Didavi zusammen mit Ziegler und Vrancic den Raum nahm. Insgesamt war dieser Offensivplan des VfB aufgrund der Natur des langen Balles und Paderborns aufmerksamer Verteidigung weder eine besonders konstante noch effektive Gefahrenquelle. Die wenigen Stuttgarter Flügelkombinationen, wie zum Beispiel über rechts mit dem aufschiebenden Gentner, waren außerdem wie schon gegen Mainz zu breit und nicht an weiterführenden Mechanismen angebunden.
Konter ergaben sich für den VfB auch nur gelegentlich, da Paderborn mit dem tiefen Ziegler und den sehr balanciert nachrückenden Außenverteidigern gut abgesichert war. In hohen Zonen verengten sie außerdem ihre Offensivreihe gut, sodass der VfB sich oft nur mit langen Bällen befreien konnte. Gab es dann mal tiefere, unabgesicherte Ballverluste, spielten die Gastgeber die folgenden Unter- oder Gleichzahlonter sehr schwach zu Ende. Unglücklicherweise fiel vor allem Harnik oft kreative Verantwortung im Umschalten zu, wobei sich dann seine Schwächen am Ball offenbarten.
Zweite Halbzeit
Schon vor der Pause nutzten die Ostwestfalen immer mehr lange Bälle auf die Flügel, was gegen die breite Fünferkette, die Werner beim VfB meistens herstellte nicht gut funktionierte und die Probleme in der Anbindung eher noch verschärfte. In der zweiten Hälfte blieben sie diesem Trend treu, und wurden darüber hinaus immer mal wieder zu diesem Mittel gedrängt, da der VfB nach der Pause über eine kurze Phase ins Pressing aufrückte. Dazu stieß Gentner mit nach vorne, während Ziegler, der inzwischen nicht mehr so oft abkippte, von Didavi oder Romeu aufgenommen werden konnte.
Diese Entwicklung sorgte dafür, dass auch Paderborns Offensivspiel immer schwächer wurde. Sie wurden ungeduldig und suchten den schnellen Angriffsvortrag über die Flügel, anstatt gezielt in die Stuttgarter Mittelfeldlücken hinein zu spielen. Auch die Staffelungen selbst wurden flacher und unvorbereiteter, die offensiven Vier hatten kaum Zeit, sich einmal aus ihrer hohen Grundposition zu lösen und Verbindungen herzustellen; genauso gab es wenig gezieltes Nachstoßen aus den hinteren Reihen. Paderborn wurde entsprechend immer harmloser, während der VfB mit den Kontern, die sich aufgrund der Staffelungsprobleme des Gegners ergaben, immer noch nicht viel anfangen konnte. Leitner sorgte gegen Ende noch einmal für Präsenz im Zehnerraum und konnte sich in Ansätzen verbindend einschalten. Mehr war aber nicht, und das Spiel ging ohne Tore zu Ende.
Fazit
Wie gesagt - wenig Neues, deswegen steht in der Analyse wohl auch so wenig zum VfB drin. Fußball spielen stand jedenfalls auch gegen den Aufsteiger nicht in Stevens' Plan. Angesichts der Schwächen im Konterspiel, die eigentlich schon beseitigt schienen, wird in diesem Punkt wohl auch das Hauptaugenmerk in der kurzen Wintervorbereitung liegen.
Gegen den Ball war der VfB deutlich unkompakter als gegen Mainz und den HSV, was vor allem wegen der individuellen Klasse von Romeu und Paderborns ungeduldigem und inkonsequentem Ballbesitzspiel nicht zum Problem wurde. Die Ostwestfalen verpassten es, wie die meisten Gegner von Stevens' VfB auch schon, die Räume im Mittelfeld auszunutzen und verrannten sich stattdessen auf dem gut abgesicherten Flügel. Es bleibt abzuwarten, ob die Mannschaften im neuen Jahr effektivere Mittel gegen die Spielweise des VfB finden, und wie sich die Stuttgarter selbst entwickeln werden.
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