Samstag, 21. November 2015

Kurzanalyse: VfB Stuttgart - FC Augsburg 0:4

Schwacher Spielaufbau und unkompaktes Pressing unterliegen deutlich und verdient klarer Struktur und langen Bällen. Eine Niederlage, die eigentlich typisch ist, und sich doch so anders anfühlt.

Das mittlerweile wieder im 4-4-2 organisierte Pressing wurde diesmal wieder deutlich höher gespielt als noch gegen Bayern, als der VfB passiver auftrat, als es womöglich vorgesehen war. Es gab dabei nicht ganz so viele nach außen isolierende Läufe wie üblich, sondern eher direktes Anlaufen - also der Außenstürmer auf den Außenverteidiger oder herausgekippten Sechser und die Stürmer auf die Innenverteidiger. Dadurch fehlte etwas der lenkende Faktor im Pressing und man konnte den Gegner nicht so richtig in Pressingfallen laufen lassen.

Augsburg stellte dagegen ihre bekannten Dreierketten her, indem sich Baier oder Kohr hinter den Außenverteidiger fallen ließ. Damit hatten sie ein solides Fundament, um dem Angriffspressing des VfB zu begegnen, zumal gerade Baier mit unscheinbaren Verzögerungen und klugen Pässen Druck von seinen Mitspielern nahm. So konnten die Gäste, auch wenn sie meistens nicht flach nach vorne kamen, sich zumindest häufig befreien und auf Torwart Hitz zurücklegen. Bei den folgenden langen Bällen hatten sie dann den Vorteil, den VfB aus der Reserve gelockt und Raum vor der Abwehr geöffnet zu haben.

Das war vor allem deshalb möglich, weil die Verteidigung des VfB angesichts der Augsburger Offensivpräsenz und Geschwindigkeit eher passiv ausgerichtet war, und, im Gegensatz zu Zornigers ersten Spielen, früh zurückwich. Da die restliche Mannschaft aber hoch ins Pressing ging und gerade Gentner auch oft mit aufrückte, kam es zwangsläufig zu großen Lücken zwischen Mittelfeld und Abwehr, in die sich Augsburg nach langen Bällen lösen konnte. Das selbe Problem ergab sich, wenn der FCA den Pressingspitzen des VfB über die Flügel entging und dort nicht direkt unter Druck gesetzt wurde. Bei anschließenden Longline-Pässen auf die Flügelspieler mussten Schwaab und Insua aus einer tiefen Grundposition herausrücken und bekamen keinen Zugriff, sodass sich der Gegner ins Zentrum aufdrehen konnte.

Dieser fehlende Zusammenhang bestand nicht nur zwischen Abwehr und Mittelfeld, auch wenn er hier am augenscheinlichsten zutage trat, sondern auch zwischen Mittelfeld und Angriff. Das Herausrücken der Sechser wirkte, gerade und nicht zum ersten Mal bei Gentner, etwas träge. Außerdem standen er und Die einige Male nicht ganz passend zueinander, sodass sie die großen Räume um sie herum nicht optimal kontrollieren konnten.

Eigentlich noch problematischer war dieser Aspekt sogar im Spiel mit dem Ball, also bei zweiten Bällen und im Gegenpressing generell. Gegen Augsburgs hohes Pressing schlug der VfB den Ball früh nach vorn, bereitete diese Situationen aber etwas schlechter vor als die Fuggerstädter. Die Sechser waren bei hohem Pressing von Augsburg wenig eingebunden und die Mittelfeldspieler des FCA konnten dementsprechend tief und kompakt bleiben. Da Stuttgart anschließend nicht mit der letzten Konsequenz nachschob, hatte Augsburg meist die bessere Staffelung auf den zweiten Ball. Die andere große Ursache für diese Unterlegenheit ist natürlich, dass da momentan nicht Ginczek und Harnik sondern Didavi und Werner die Bälle festmachen müssen.

Der flache Spielaufbau, der angesichts dessen eigentlich gefragt sein sollte, war erneut nicht gut. Ohne jetzt alle Details herausgearbeitet zu haben, standen auch diesmal wieder unausgewogene und damit leicht pressbare Offensivstaffelungen und unzusammenhängende Läufe auf der Tagesordnung. Erst in einer Phase gegen Ende der ersten Halbzeit, als Kliment als Wandspieler für etwas mehr Aufrücken sorgte und Gentner seine Läufe weitaus fokussierter einbrachte, besserte sich das vorübergehend und es ergaben sich ein paar wenige, harmonisch abgewickelte Spielzüge. Ansonsten konnte lediglich Schwaab, sowohl als Rechts- als auch später als Innenverteidiger mit einigen schönen Pässen überzeugen und die eine oder andere Szene konstruktiv einleiten.

Davon abgesehen war Augsburg angesichts ihres besseren Vorgehens bei langen Bällen und der Schwäche des Stuttgarter Pressings das überlegene Team. Ihre klare Struktur, sowohl im Aufbau, als auch im Angriffsspiel mit dem tororientierten Esswein und Zielspieler Bobadilla, sowie Koo und Caiuby als halblinks agierende Vorbereiter, stellte den zu unkompakt und unsauber spielenden VfB vor große Probleme, wobei die nicht fehlerfreien, aber trotzdem deutlich zu hart kritisierten Abwehrspieler nur das letzte Glied der Kette waren.

Besorgniserregend und neu ist eigentlich nur das Ausmaß der Abstimmungsprobleme, das im Vergleich zu den nicht perfekten, aber wesentlich besseren Pressingauftritten zu Saisonbeginn ein bisschen Überhand genommen hat - und das obwohl das nicht besonders gut funktionierende 4-3-3 bereits wieder vom alten 4-4-2 abgelöst wurde. Das 4-4-2, mit dem unter anderem Schalke 04 an die Wand gespielt wurde - und das, so scheint es, nicht mehr funktionieren will.

Wenn man dann noch sieht, dass Didavi nur noch Fernschüsse bolzt, Gentner wieder lethargisch wird und der sonst so verlässliche Insua auf einmal sein mit Abstand schwächstes Saisonspiel macht, dann weiß man, dass der VfB schleunigst wieder in die Spur finden sollte.

3 Kommentare:

  1. Eine Bankrotterklärung für Zorniger. Die Spieler machen nicht, was der Trainer vorgibt, sondern was sie wollen (und leider auch nur können). Selbst mit diesem Haufen muß man nicht in fast jedem Spiel 3-4 Tore kassieren. Die Spieler haben nicht die Klasse, ein "System" zu spielen. Der Trainer sieht das nicht und läßt sie ins Verderben rennen.

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  2. So langsam kann man sich Gedanken um einen Zorniger-Nachfolge machen, so sehr ich darüber verärgert bin, dass die Mannschaft schon wieder einen Trainer verschleißt. Offensichtlich erreicht Zorniger die Mannschaft nicht mehr angesichts der allgemeinen Verunsicherung und der Abstimmungsprobleme.

    Das Dortmund-Spiel kann man Zorniger ruhig noch machen lassen, so wie die Mannschaft in "Form" ist (und Dortmund auf Wiedergutmachung vor heimischen Publikum aus ist) wird es die nächste Klatsche geben. Danach aber wenn es gegen Bremen und Mainz geht müssen drei Punkte jeweils her. Und das traue ich der Mannschaft ohne einen Trainerwechsel leider nicht mehr zu. Es ist eine Bankrotterklärung, wenn die Mannschaft so aus der Länderspielpause rauskommt, vor ausverkauftem Haus.

    Frage ist natürlich, wer als Kandidat in Frage käme. So auf die schnelle fallen mir nur drei Namen an, Favre, Korkut und Gisdol. Favre und Korkuts Fußball passen meines Erachtens weder zur Philosophie, die man etablieren will, noch zum Kader, da bleibt nur noch Gisdol. Oder einer aus der Kategorie Wundertüte.

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    1. Gisdol ist spätestens seit dem Zeitpunkt obsolet, seit er die Null Kuranyi geholt und in den Himmel geholt hat. Da muß man ernsthaft an seinem Fußballverstand zweifeln

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